Das
Jahr 2018 – Die Bürgerinitiative Ausbau Bestandsstrecke berichtet:
Die
Planungen der Deutschen Bahn für die Neubaustrecke Gelnhausen-Fulda entwickelten
sich im zu Ende gehenden Jahr ganz turbulent. Entsprechend arbeitsintensiv war
es für die Bürgerinitiative Ausbau Bestandsstrecke. Da wir uns auf die tatkräftige
Unterstützung vieler Menschen in Gelnhausen und den benachbarten Kommunen
verlassen konnten, möchten wir hier ein kurzes Resümee geben.
Das Erfreulichste
zunächst: Anfang Mai 2018 gab die Deutsche Bahn bekannt, die „Variante I“ mit
ihrem gigantischen Rampen- und Brückenbauwerk durch die Kinzigaue vor den Toren
Gelnhausens und Linsengerichts nicht weiter zu verfolgen. Mitte Juni fasste die
Deutsche Bahn den Entschluss, mit der relativ nahe an der Bestandsstrecke
liegenden „Variante IV“ in das Raumordnungsverfahren zu gehen. Auch diese
Entscheidung wird von unserer Bürgerinitiative begrüßt.
Die
Bürgerinitiative wurde im Mai 2017 auf einer Bürgerversammlung mit den Zielen
gegründet, den Bau der „Variante I“ zu verhindern, einen Ausbau möglichst nahe
an der Bestandstrecke zu fördern und den Eingriff in die Wohnqualität der
Einwohner Gelnhausens und der benachbarten Kommunen auf ein Minimum zu
beschränken. Vom Anfang an hat sich die BI für den Ausbau der stark
überlasteten Bahnstrecke Hanau-Fulda ausgesprochen. Rasch wurde den
BI-Mitstreitern jedoch bewusst, dass der Umfang der bevorstehenden Bauarbeiten
dem Großteil der Bevölkerung unbekannt war.
Der
erste Schritt, um diesen Missstand zu beheben, war der Versand von Newslettern
per E-Mail an Interessenten. Der Newsletter wurde erst nach der Entscheidung
der Bahn gegen die „Variante I“ eingestellt, teilweise auch wegen der
verschärften Datenschutzauflagen. Ebenfalls ein Fundament der
Informationsstrategie war die Erstellung möglichst realitätsnaher Visualisierungen
durch den Gelnhäuser Künstler und Vermessungstechniker Achim Gogler, (siehe Beispielbild). Anhand dieser
Bilder konnte der Informationsfluss an die Bürgerinnen und Bürger durch
Infostände, Pressemitteilungen, Flyer, Plakate und eine weitere, im April 2018 von
der Stadtverordnetenvorsteherin einberufene Bürgerversammlung vorangetrieben
werden. Der Erfolg der Informationsstrategie lässt sich daran messen, dass an
dieser Bürgerversammlung 700 Besucher teilnahmen. „Inwieweit die
Bürgerversammlung zur Entscheidung der Deutschen Bahn gegen die ‚Variante I‘
beigetragen hat, werden wir nie wissen,“ erklären die Vertreter der BI, „aber
geschadet hat sie sicherlich nicht“. Darüber hinaus konnte die BI eine Anzeige
„Variante I: Nein“ im Namen von mehr als 500 Unterstützern ein paar Tage nach
der Bürgerversammlung veröffentlichen.
Die BI
stimmt Sachverhalte eng mit dem Magistrat und der Stadtverwaltung Gelnhausens ab,
damit keine unnötige Diskrepanz in der Zielrichtung aufkommt. Um
sicherzustellen, dass die BI möglichst im Einklang mit den Belangen weiterer
Kinzigtal-Kommunen agiert, beteiligt sie sich an der Zusammenarbeit im
BI-Verbund Bahnausbau Main-Kinzig. Sowohl direkt als auch über den BI-Verbund
pflegt die BI Kontakt zur Politik auf Kreis-, Landes- und Bundesebene sowie zu
Kommunalpolitikern und Bürgerinitiativen in der Umgebung.
Die BI
will sich auch zukünftig an der Gestaltung der Aus- und Neubaustrecke
beteiligen. Das wichtigste Ziel basiert auf einem Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft
Bahndreieck Spessart (ARGE BDS), die kurze Teilstrecke von Gelnhausen nach
Haitz/Höchst aus dem langwierigen Genehmigungsverfahren der Neubaustrecke
Gelnhausen-Fulda heraus- und in die weitgehend abgeschlossene Planung der
Ausbaustrecke Hanau-Gelnhausen mit aufzunehmen. Auf diese Weise würde der
Ausbau der gesamten Strecke durch die Wohngebiete Gelnhausens viele Jahre
früher erfolgen als bei der jetzigen Planung, was vor allem die Installation
von Lärmschutz nach dem neuesten Stand der Technik zur Folge hätte. Der
Vorschlag wird ebenfalls vom Main-Kinzig-Kreis und der Barbarossastadt
Gelnhausen unterstützt.
Die Vorteile
eines weiteren Vorschlags der ARGE BDS sind für Gelnhausen etwas weniger klar.
Hier geht es darum, östlich von Haitz sowohl die Neubaustrecke als auch die
Bestandsstrecke nach Südosten Richtung Wirtheim zu verlegen. Der Vorteil dieser
Veränderung läge darin, den Bau einer Rampe, Brücke und eines Tunnels zwischen
Haitz und Kaltenborn zu verhindern. Den Nachteil hat ein Vertreter der
Deutschen Bahn jedoch so formuliert: „Das Problem der jahrelangen
Inanspruchnahme eines Retentionsraums könne dadurch jedoch nicht gelöst werden“.
Also bestünde für Gelnhausen eine gesteigerte Hochwassergefahr über die Dauer
der Bauzeit von bis zu zehn Jahren. Die BI wird sich in Abstimmung mit dem
Magistrat, dem Main-Kinzig-Kreis und dem BI-Verbund mit dieser komplexen Thematik
auseinandersetzen.
Schließlich
bedankt sich die BI bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern ganz herzlich
und wünscht ihnen ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Start ins
neue Jahr 2019. „Wir bemühen uns weiterhin um eine auf breiter Front akzeptable
Lösung für die Erweiterung unserer überlasteten Kinzigtalbahn!“
Abbildung: Beispielbild:
Visualisierung der „Variante I“ - Brücke und Tunneleingang von der Alten
Leipziger Straße aus. © Achim
Gogler 2018
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