Donnerstag, 20. Dezember 2018

Pressemitteilung


Das Jahr 2018 – Die Bürgerinitiative Ausbau Bestandsstrecke berichtet:

Die Planungen der Deutschen Bahn für die Neubaustrecke Gelnhausen-Fulda entwickelten sich im zu Ende gehenden Jahr ganz turbulent. Entsprechend arbeitsintensiv war es für die Bürgerinitiative Ausbau Bestandsstrecke. Da wir uns auf die tatkräftige Unterstützung vieler Menschen in Gelnhausen und den benachbarten Kommunen verlassen konnten, möchten wir hier ein kurzes Resümee geben.
Das Erfreulichste zunächst: Anfang Mai 2018 gab die Deutsche Bahn bekannt, die „Variante I“ mit ihrem gigantischen Rampen- und Brückenbauwerk durch die Kinzigaue vor den Toren Gelnhausens und Linsengerichts nicht weiter zu verfolgen. Mitte Juni fasste die Deutsche Bahn den Entschluss, mit der relativ nahe an der Bestandsstrecke liegenden „Variante IV“ in das Raumordnungsverfahren zu gehen. Auch diese Entscheidung wird von unserer Bürgerinitiative begrüßt.
Die Bürgerinitiative wurde im Mai 2017 auf einer Bürgerversammlung mit den Zielen gegründet, den Bau der „Variante I“ zu verhindern, einen Ausbau möglichst nahe an der Bestandstrecke zu fördern und den Eingriff in die Wohnqualität der Einwohner Gelnhausens und der benachbarten Kommunen auf ein Minimum zu beschränken. Vom Anfang an hat sich die BI für den Ausbau der stark überlasteten Bahnstrecke Hanau-Fulda ausgesprochen. Rasch wurde den BI-Mitstreitern jedoch bewusst, dass der Umfang der bevorstehenden Bauarbeiten dem Großteil der Bevölkerung unbekannt war.
Der erste Schritt, um diesen Missstand zu beheben, war der Versand von Newslettern per E-Mail an Interessenten. Der Newsletter wurde erst nach der Entscheidung der Bahn gegen die „Variante I“ eingestellt, teilweise auch wegen der verschärften Datenschutzauflagen. Ebenfalls ein Fundament der Informationsstrategie war die Erstellung möglichst realitätsnaher Visualisierungen durch den Gelnhäuser Künstler und Vermessungstechniker Achim Gogler, (siehe Beispielbild). Anhand dieser Bilder konnte der Informationsfluss an die Bürgerinnen und Bürger durch Infostände, Pressemitteilungen, Flyer, Plakate und eine weitere, im April 2018 von der Stadtverordnetenvorsteherin einberufene Bürgerversammlung vorangetrieben werden. Der Erfolg der Informationsstrategie lässt sich daran messen, dass an dieser Bürgerversammlung 700 Besucher teilnahmen. „Inwieweit die Bürgerversammlung zur Entscheidung der Deutschen Bahn gegen die ‚Variante I‘ beigetragen hat, werden wir nie wissen,“ erklären die Vertreter der BI, „aber geschadet hat sie sicherlich nicht“. Darüber hinaus konnte die BI eine Anzeige „Variante I: Nein“ im Namen von mehr als 500 Unterstützern ein paar Tage nach der Bürgerversammlung veröffentlichen.
Die BI stimmt Sachverhalte eng mit dem Magistrat und der Stadtverwaltung Gelnhausens ab, damit keine unnötige Diskrepanz in der Zielrichtung aufkommt. Um sicherzustellen, dass die BI möglichst im Einklang mit den Belangen weiterer Kinzigtal-Kommunen agiert, beteiligt sie sich an der Zusammenarbeit im BI-Verbund Bahnausbau Main-Kinzig. Sowohl direkt als auch über den BI-Verbund pflegt die BI Kontakt zur Politik auf Kreis-, Landes- und Bundesebene sowie zu Kommunalpolitikern und Bürgerinitiativen in der Umgebung. 
Die BI will sich auch zukünftig an der Gestaltung der Aus- und Neubaustrecke beteiligen. Das wichtigste Ziel basiert auf einem Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft Bahndreieck Spessart (ARGE BDS), die kurze Teilstrecke von Gelnhausen nach Haitz/Höchst aus dem langwierigen Genehmigungsverfahren der Neubaustrecke Gelnhausen-Fulda heraus- und in die weitgehend abgeschlossene Planung der Ausbaustrecke Hanau-Gelnhausen mit aufzunehmen. Auf diese Weise würde der Ausbau der gesamten Strecke durch die Wohngebiete Gelnhausens viele Jahre früher erfolgen als bei der jetzigen Planung, was vor allem die Installation von Lärmschutz nach dem neuesten Stand der Technik zur Folge hätte. Der Vorschlag wird ebenfalls vom Main-Kinzig-Kreis und der Barbarossastadt Gelnhausen unterstützt.
Die Vorteile eines weiteren Vorschlags der ARGE BDS sind für Gelnhausen etwas weniger klar. Hier geht es darum, östlich von Haitz sowohl die Neubaustrecke als auch die Bestandsstrecke nach Südosten Richtung Wirtheim zu verlegen. Der Vorteil dieser Veränderung läge darin, den Bau einer Rampe, Brücke und eines Tunnels zwischen Haitz und Kaltenborn zu verhindern. Den Nachteil hat ein Vertreter der Deutschen Bahn jedoch so formuliert: „Das Problem der jahrelangen Inanspruchnahme eines Retentionsraums könne dadurch jedoch nicht gelöst werden“. Also bestünde für Gelnhausen eine gesteigerte Hochwassergefahr über die Dauer der Bauzeit von bis zu zehn Jahren. Die BI wird sich in Abstimmung mit dem Magistrat, dem Main-Kinzig-Kreis und dem BI-Verbund mit dieser komplexen Thematik auseinandersetzen.

Schließlich bedankt sich die BI bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern ganz herzlich und wünscht ihnen ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr 2019. „Wir bemühen uns weiterhin um eine auf breiter Front akzeptable Lösung für die Erweiterung unserer überlasteten Kinzigtalbahn!“


Abbildung: Beispielbild: Visualisierung der „Variante I“ - Brücke und Tunneleingang von der Alten Leipziger Straße aus.  © Achim Gogler 2018